Fachtagung 2022

Im Rahmen der Tagung schauten Praktiker*innen und Betroffene auf Zwischenformen von stationärer und ambulanter Pflege und diskutierten die Perspektiven der Ambulantisierung vor dem Hintergrund einer menschenwürdigen, der Lebenssituation der Pflegebedürftigen und deren unterstützenden Angehörigen gerecht werdenden Pflege. Zum Einstieg berichteten zwei Bewohnerinnen eines Pflegeheims in Erfurt über Ihren Alltag und hoben die Bedeutung ihrer Selbstständigkeit und von sinnstiftenden Angeboten hervor. Im Anschluss diskutierten mit Martin Gebhardt von der Diakonie und Bernd Lindig von Marie-Seebach-Stiftung Weimar zwei Praktiker die vielfältigen Herausforderungen im Pflegebereich. Den Blick auf die kommunale Verantwortung in der Pflege warf Olga Freier, Sozialplanerin der Stadt Erfurt, anhand der Ansätze, die u.a. durch den Erfurter Seniorenbericht herausgearbeitet worden sind.

Am Nachmittag erfolgte die digitale Zuschaltung von zwei Referenten. Prof. Dr. Klaus Wingenfeld vom Pflegeinstitut der Universität Bielefeld stellte Zwischenergebnisse einer Studie zur Öffnung der Pflegeeinrichtungen in das Quartier. Die Studie wird gemeinsam mit der AGETHUR in Erfurt und in Saalburg-Ebersdorf durchgeführt. Durch die Öffnung von Pflegeeinrichtungen soll u.a. die Teilhabe der Bewohnenden am gesellschaftlichen Leben erhöht werden. Im Anschluss gab Kaspar Pfister, Inhaber der BeneVit Gruppe, praktische Einblicke in das alternative Wohnprojekt „stambulant“. Das Projekt bietet in Whyl am Kaiserstuhl Menschen die Möglichkeit, sowohl Betreuungsangebote wahrzunehmen als auch weiterhin eigenständig leben zu können.

Zum Tagungsabschluss wurde mit Frank Lindner (Seniorenbeirat Eisenberg), Dagmar Linz (Alzheimer Gesellschaft Thüringen e. V.) und Dr. Sigrun Fuchs (Wir pflegen in Thüringen e. V.) auf dem Podium die Perspektive der Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen eingenommen und über die Fragen “Wie stellen sich Menschen ihre Pflege vor?“ diskutiert. Gefordert wurden u.a. mehr Unterstützungs- und Entlastungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige und ausreichend soziale Angebote in Einrichtungen.